Tuesday, March 6, 2012

Ferien

Eigentlich war vorgesehen, während dieser Ferienwoche nach Abu Dhabi zu fliegen. Mit der Idee, Freunde und ehemalige Arbeitskollegen zu treffen und mit dem Hintergedanken, die Tennisgladiatoren bei ihren Schlachten in der Arena von Dubai anzufeuern. Jetzt, wo der gute Roger wieder einmal zugeschlagen hat, wäre es doppelt genussvoll gewesen, das T-Shirt mit dem Schweizer Kreuz über die Brust zu ziehen und sich unter den neidischen Blicken zermürbter Serben, Tschechen und Schotten in einem der lauschigen Lokale der Tennisanlage an der Sonne zu räkeln.

Die Reise in die Emirate indes kommt nicht zustande. Irgendwann ist kein Platz mehr in meiner Agenda aus dem Hause Samsung. Selber schuld, ich weiss. Aber in diesem Fall hätte mich nicht einmal ein iPhone gerettet. Abgesehen davon brauche ich nicht 25 Millionen Apps aus dem Hause Apple; wo ich doch bereits mit meinen wenigen Android-Anwendungen am Limit laufe.

Also bleibe ich, wegen des reichlich gefüllten Samsung-Calendars eben, zuhause. Nicht weiter schlimm. Das ist für einen jetlag geplagten Piloten beinahe so erstrebenswert wie für Bodenständige eine einwöchige Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer. Zugegeben, der Vergleich mag in diesen Wochen zynisch klingen. Ich will hier aber keineswegs auf den in Schieflage geratenen italienischen Kapitänskollegen eindreschen, der offenbar als einer der Ersten von Bord ging, nachdem Schiff und Karriere ins Wanken gerieten. Während meines Upgradings vor 19 Jahren mahnte mich ein Instruktor, stets an der Spitze der Besatzung zu marschieren.
„Der Kapitän geht voraus“, erklärte er und ich habe mir seine Worte zu Herzen genommen. Obwohl sich dies schlecht mit meinen Führungsidealen vertrug. Bis heute ziehe ich es vor, die Besatzung aus dem Hinterhalt im Auge zu behalten. Beim Gang durch die Abflughalle beispielsweise. Das erlaubt eine bessere Übersicht ohne ständiges Kopfdrehen. Die Chiropraktiker manipulieren ja heute lange nicht mehr so günstig wie vor zehn Jahren. Problematisch war's einzig bei Nightstops in Jeddah, wo lokale Sitten die weiblichen Flight Attendants im Ausgang zwangen, den Abaya zu tragen. Und in diesem Fall sehen nun einmal von hinten alle Frauen ziemlich gleich aus...  
Auch in der Schule gehörte ich übrigens zu den notorischen Hinterbänklern, was mir stets genügend physische Distanz zu den Lehrern garantierte und erlaubte, auch in turbulenten Momenten die Übersicht zu behalten.

Aber ich schweife ab. An einer „Blindflug“-Lesung von letzter Woche in der Stadtbibliothek Winterthur begegne ich neben Jungbloggerin TWR Mädel auch ehemaligen SchulkollegInnen sowie LeserInnen meiner Blogs Wüstenspuren und Ein Expat im Exil.
Da stehen sie dann unvermittelt vor dir, die unbekannten Gesichter jener Seelen, die dein Geschreibsel mitverfolgen. Und sie erinnern dich an Dinge, die du vor langer Zeit geschrieben und beinahe schon wieder vergessen hast. Im Grunde genommen ein gutes Gefühl zu erkennen, das eigens kombinierte Buchstaben und Zahlen nicht ungehört in der Atmosphäre verpuffen. Ich schreibe dies nicht zuletzt der Tatsache zu, dass die Fliegerei nach wie vor über eine besondere Faszination verfügt. Fliegen weckt Emotionen, löst überschwängliche Freude, aber auch Panikattacken aus. Ich habe Passagiere erlebt, die vor Freude weinten. Andere taten Gleiches, allerdings aus Angst. Vom Fliegervirus infizierte, erweisen sich auch in Langzeittherapien als unheilbar. Menschen, die unter Flugangst leiden oftmals auch. Leider.

Heute gehen meine Ferien zu Ende und ich komme nicht umhin, mich wieder ins Cockpit zu klemmen. Destination Boston. Ich fühle mich erholt, auch wenn ich nicht in Abu Dhabi war. Oder vielleicht gerade deswegen.

Und Roger? Der hat bereits zum fünften Mal in Dubai triumphiert. Es geht also immer noch. Auch ohne mich.      


11 comments:

  1. ... Ferien! Meine Ferien enden auch, zum Glück beginnt die Teilzeit! Morgen gehts wieder an die Engadiner Sonne. Calanda statt Sam Adams – anyway, wir sollten wieder einmal ein Bierchen trinken!

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  2. I couldn't agree more! Nächste Woche noch in LA (2 Striche). Was sein muss, muss sein.
    Dann werde ich mich melden...

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  3. Frage an die alten Hasen im Bunde: wie lange dauert es eigentlich, bis das Blogger-Küken als flügge und somit dem Junior-Status als entwachsen gilt? Gibt es da vielleicht einen direkten Zusammenhang mit Gerstensäftchen und anderen leiblichen Genüssen...?

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  4. Boah! Pralle Agenda!

    "Der Kapitän geht voraus"
    oder
    "Der Kapitän verlässt als letzter das sinkende Schiff"

    Man würde aus dem kommentieren nicht mehr rauskommen, würde man auf all die Eppler'schen Hintersinnigkeiten eingehen wollen, sei's zwischen den Zeilen - oder schlicht obvious;-)

    Herzlich
    Crowi

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  5. Vielleicht solltest du deine Wahl nochmals überdenken... schliesslich hat Roger mit einem Wilson zum 5. Mal gewonnen. Und nicht mit einem Prinzen.

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  6. @Flavio: Dunlop! Nach Head und Prince habe ich in Boston ein Dunlop-Racket gekauft. Jetzt spiele ich mich durch sämtliche Optionen. Verlieren kann ich nichts dabei. Und mit Roger will und kann ich mich eh nicht vergleichen.
    Andere Sportart, anderer Planet...

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    1. Vielleicht würde mir und meinem spielniveau ein Wechsel auch nicht schaden. Was roger anbelangt kann ich dir nur zustimmen. Ach ja... falls du dich mit mir messen willst, stehe ich zur verfügung.

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  7. @Flavio: Wie gut spielst du denn...? Auf einer Skala von 1-10...?

    @IVBANKER: Da ist doch am Sonntag edles Schreibgerät mit Gravur in meiner Hand gelandet. Freundlichst zur Verfügung gestellt, leider habe ich verpasst, den Schreiber zurückzugeben. Wohin darf ich ihn schicken...?

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    1. Angenommen Federer ist 10 und ein Anfänger 1... vielleicht 3-4. Fortgeschritten, spiele seit gut 10 Jahren.

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  8. Guten Tag Dieter

    Lange ist's her... Es gibt Zeiten, in denen Sie nicht so oft Einträge schreiben können - und es gibt Zeiten, in denen ich (leider) nicht so oft dazukomme, Ihre Einträge zu lesen... Aber nun bin ich daran, Ihre Erzählungen "nachzulesen", was auch im Nachhinein zum Nachdenken, Schmunzeln und Träumen einlädt.

    Die Lesung in Winterthur vom 28.02.2012 war sehr interessant und kurzweilig. Wie schnell doch die Zeit vergehen kann, wenn man jemandem gebannt zuhören darf! Es hat uns jedenfalls sehr gefreut, Sie und einen Teil Ihrer Familie einmal persönlich kennenzulernen.

    Herzlichen Dank im Nachhinein für den gelungenen Abend!

    Viele Grüsse aus Humlikon

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  9. Besten Dank für die freundlichen Worte! Auch für mich war die Lesung in der Stadtbibliothek Winterthur eine spannende Erfahrung. Nicht zuletzt auch wegen der zahlreichen persönlichen Begegnungen.

    Freundliche Grüsse
    Dieter

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