Der Titel klingt wie ein Geheimcode.
Wie der Anfang einer unheimlich raffinierten Geschichte mit einer unheimlich
überraschenden Auflösung. Im Milieu der Verbrecher, Agenten und der schönen
Frauen. Denn die gehören einfach dazu, die schönen Frauen, wenn der Story denn Erfolg
beschieden sein soll. Vielleicht mehr noch als die Übeltäter und Detektive.
In Tat und Wahrheit ist alles viel einfacher.
Die 18 X markieren meinen Arbeitsplan
für die letzte Maiwoche und den Monat Juni. 18 Tage Reserve X, die in unseren Handbüchern unter anderem wie folgt beschrieben
ist: „RESX may be changed into any other
duty“.
As simple as that. Kein einziger
Flugeinsatz. Nur 18 Kreuze. Bedeutungs- und charakterlos wie ein voller Kehrichtsack,
unauffällig wie die graue Maus im dunklen Keller. Aufgeteilt in fünf Blöcke von
je drei und vier Tagen. Verteilt über den ganzen Monat, unterbrochen durch einzelne
Freitage. Freitage, die im Grunde genommen keine Freitage sind. Weil die KollegInnen
der Crew-Dispo den Taktstock führen und den 18
X zum gegebenen Zeitpunkt neues Leben einhauchen werden. Die
bedeutungslosen Kreuze werden dann ersetzt durch eine zeitlich definierte
Reserve oder durch einen Flug. Irgendwann. Irgendwohin. Möglicherweise klingelt
das Telefon erst drei Stunden vor dem Start nach Hong Kong. Vielleicht, weil
ein Kollege von der Leiter gestürzt ist und sich das Schlüsselbein gebrochen
hat. Vielleicht auch, weil in Südostasien ein Typhoon wütet und operationelle
Konsequenzen fordert. Und letztlich erweisen sich auch technische Defekte immer
wieder als fiese Spielverderber.
18 X und die Crew-Dispo werden also
meinen kommenden Monatsrhythmus diktieren. Die Damen und Herren im ersten Stock
des Ops bestimmen über wachen und schlafen und sie entscheiden ebenfalls, ob
ich Mitte Monat, am Geburtstag meiner Frau, mit ihr anstossen kann. Dabei
schlüpfen sie in – für mich – unterschiedliche Rollen. Wie im Theater: Gute
Feen oder böse Hexen. Meine Teilnahme an einer, von langer Hand geplanten
Museumsführung mit Freunden bleibt vorerst ungewiss. Und ich kann heute noch keine
verbindliche Zusage für eine Reise Ende Juni mit dem Squashclub nach Malta
machen. Der Reservemonat hat mich überrascht, auf dem linken Fuss erwischt: „Contre-pied“, würde der Sportreporter
die Szene kommentieren. Wenn sich der Torhüter derart düpieren lässt, gibts ein
Tor. Bei mir ist das Sozialleben für die nächsten fünf Wochen so ziemlich im
Eimer.
Doch ich will nicht jammern. „The future in aviation is the next 30 seconds. Long term planning is an hour and a half“. Was schere ich
mich also um den nächsten Monat? Was beschäftigen mich Fragen wie: Wieviele
Nächte werde ich mir im Cockpit um die Ohren schlagen? Wohin wird es mich verschlagen? In
den Osten oder in den Westen? Muss ich die Winterjacke aus dem Kasten holen
oder genügen T-Shirt und Shorts?
Ich weiss es ganz einfach nicht. Stay
flexible. Noch sitze ich in New York. Heute Abend fliegen wir zurück in die
Schweiz. Dann stehen zwei Freitage an bevor am Samstag mein erster Reserveblock
beginnt.
Expect the unexpected. Ich bin bereit.
http://www.youtube.com/watch?v=t-tUNMnse6s&feature=g-u-u
ReplyDeleteWurde etwa hier dein Rückflug aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten in HD archiviert? :)
Wäre ja ein lustiger Zufall!
Das war nicht ich. Ein Kollege, wie es scheint. Hab den Film zum ersten Mal gesehen.
DeleteNa gut, schade. Wirklich sehr zu empfehlen der Kanal. Und wer weiß, vielleicht ist es ja irgendwann einmal soweit ;)
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