Wednesday, June 20, 2012

Wer eine neue Richtung einschlägt...

...findet leichter neuen Käse.
 

Das mag jetzt, auf den ersten Blick, etwas seltsam und verworren klingen. Ein Zitat aus dem Text „Die Mäusestrategie für Manager“ von Spencer Johnson. Worum geht es? Im Original lautet der Titel „Who moved my cheese?“.  Klarer wird der Inhalt dieses Büchleins auch mit der englischen Überschrift kaum.

Die Mäusestrategie erzählt vom Umgang mit Veränderung. Das kommt uns doch allen irgendwie bekannt vor. Change process statt Konsolidierung. Oder vermische ich da etwa zwei völlig unterschiedlich anzuwendende Begriffe?

Veränderungen hat es ja bekanntlich auch bei mir gegeben. Mehrfach schon: Einschneidener Art nach dem Grounding im Jahr 2001, bei unserem Wegzug nach Abu Dhabi anno 2006 und schliesslich bei der Rückkehr vor fast genau einem Jahr (19. Juni 2011). Die Wüstenspuren haben sich im Sand verloren. Vom Wind verweht, verwischt, ausgelöscht. Aber auch der Expat im Exil  ist heute kein echter Expat mehr. Durch sämtliche vier Jahreszeiten im Schweizerland gewalzt, fühle ich mich geläutert, Vieles fühlt sich wieder vertraut(er) an. Bekannt, und doch anders als vor den Jahren im Emirat. Ein Winter in der Schweiz in seiner vollen Länge, weckt Wehmut nach Sonne und Palmen. Ebenso die frühmorgendlichen Nebelschleier im September über dem Zürcher Unterland .  

Veränderung ist angesagt. Ein Kostümwechsel hinter geschlossenem Vorhang. Genau so eben, wie in der „Mäusestrategie“ beschrieben.

Das Leben ist kein schöner gerader Gang,
den wir ungehindert frei durchschreiten,
sondern ein Labyrinth aus Korridoren,
durch die wir unsern Weg zu bahnen haben,
verirrt und verwirrt und immer aufs Neue
in Sackgassen gefangen.

A.J. Cronin

Veränderungen bringen neuen Schwung, helfen uns, sich von angesetztem Lebensrost zu lösen. Damit verbunden die Chance zur Weiterentwicklung.
Ich empfehle die Mäusestrategie zur Lektüre. Eine amüsante Metapher. Wer keine Lust hat, solls einfach lassen. Ich werde es in Zukunft nämlich auch lassen; das Bloggen als Expat im Exil. Ganz einfach, weil mir der Sinn nach einer Pause und nach Veränderung steht. Vielleicht auch, weil ich Luft brauche. Vielleicht, weil ich es vorziehe, mit dem Hund über die Felder zu streifen. Mehr Natur, und, ganz wenig weniger Computer. Sechs Jahre bloggen sind vorerst genug.

Ich arbeite wieder, wie vor meiner Abu Dhabi Zeit, als Instruktor. Ausserdem gehöre ich seit wenigen Wochen jenem Team an, das für die Aus- und Weiterbildung der Piloten-Instruktoren zuständig ist. Spannend, herausfordernd. Die Einarbeitung allein nimmt ein ganzes Jahr in Anspruch.

Nff, skypointer, G! oder das TWR Mädel, der „Shooting star“ inmitten bloggender Schoggi-Piloten, werden weiter für aviatische Unterhaltung sorgen: Mit Berichten aus dem Cockpit, dem Tower, dem Crew-Bunk oder der Banane. Mit Erzählungen aus New York, Kloten, Hong Kong oder Dübendorf. Mit Geschichten eben, die ein Flieger- oder Lotsenleben schreibt.

Ich melde mich also ab. Nicht ohne für die langjährige Treue vieler unschuldiger und anfänglich ahnungsloser LeserInnen, für vielseitiges Interesse und zahlreiche aufbauende Kommentare und Feedbacks herzlich zu danken!

Bei der „Mäusestrategie“ geht es, wie bereits erwähnt, um den Umgang mit Veränderung. Oder banal ausgedrückt; was mache ich, wenn im Käselager unvermittelt der Käse ausgeht. Uns Schweizern droht zwar keine Käseknappheit, doch vor Veränderungen sind wir nicht gefeit. Und wir alle können uns die Frage nach der eigenen Strategie stellen: Schnüffel und Wusel - oder eher Grübel oder Knobel...? 

Happy reading, Happy landing und Hasta la Vista...       



Saturday, June 2, 2012

Auf den Hund gekommen

Der Eine erklärt sich solidarisch mit seinem Vierbeiner und berichtet von Mussestunden im Engadin, der Andere reisst uns mit rauchigen Cockpitgeschichten aus der Frühlingslethargie. Dann wiederum gibt es solche wie mich, die sich seit Tagen in vornehmer schreiberischer Zurückhaltung üben.

Dabei stelle ich mit Schmunzeln fest, dass sich das Erlebte ähnelt. Seit zwei Wochen gehört ein Hund zu unserer Familie. Genau genommen ist der Hund eine dreijährige Hündin. Damit hat die monatelange Suche ein Ende gefunden. Regelmässig haben Tochter Nina und ich ein Tierheim in der nahen Umgebung besucht und kleine und grössere Winsler, Beller und Kläffer Gassi geführt. Mir schien, nicht alle haben sich gleichermassen darüber gefreut. Bis uns, vor eben zwei Wochen, Luna begegnete. Die dreijährige Mischlingshündin aus Süditalien hat uns von der ersten Minute an in ihren Bann gezogen. Sie ist weiblich, allerdings mit weniger Konfliktpotenzial als andere etablierte MitgliederInnen der Familie. Sie wirkt ruhig, ausgeglichen, geduldig und friedlich wie ein Lamm. Derart friedlich, dass sie sich sogar unserer arabischen Katze unterordnet. Widerspruchslos, ohne auch nur einmal zu knurren. Und Luna bellt, wenn sie es denn einmal tut, mit unverkennbar italienischem Akzent (Wuffe, wuffe), was mich wiederum meiner Traumdestination Lugano einige Kilometer näher wähnt...
Ihr Aussehen erinnert an die Urform des Canis, vermutlich findet sich unter ihren direkten Vorfahren mindestens ein Wolf aus den Abruzzen. Ich habe den Test gemacht und mich – ähnlich wie ich dies in TV-Dokumentationen beobachtet habe – heulend auf den harten Stubenboden gekniet. Luna hat die Ohren gespitzt, den Kopf schief gehalten und mit dem Schwanz – pardon – der Rute gewedelt. Dann hat sie meine Schnauze, äh, mein Gesicht geleckt. Meines Erachtens, ein eindeutiges Zeichen. Vielleicht versuch ich’s später noch einmal. Mit Uniform. Um meine Rangfolge in der Familien- und Hundehierarchie unmissverständlich zu untermauern.



Mit dem Hund kommt auch der Rauch. Der Zusammenhang ist, wenn auch nicht offensichtlich, in der zeitlichen Abfolge korrekt.
Das Gute daran: Die Rauchentwicklung findet nicht im Cockpit statt sondern beschränkt sich auf unseren neuen Grill. In diesem Fall habe ich einen Schritt zurück getan. Back to the roots: Von der Gasflasche zur Holzkohle. Dafür in edler Edelstahl-Ausführung. 
Zugegeben, ein bisschen aus der Übung bin ich schon. Anheizen, Glut verteilen. Fleisch auflegen. Mit Gas geht alles viel einfacher. Die ersten Poulet-Schenkel präsentieren sich bereits nach der ersten Wende in russigem Schwarz. Doch ein bisschen Kredit hat jeder Anfänger verdient. Immerhin gibt’s bei den St. Galler Bratwürsten nichts mehr zu klagen. Und nach getaner Grillarbeit erlaubt mir das tolle Gerät, ein Scheit unseres Cheminéeholz-Restbestandes auf die glühende Kohle zu legen. Später noch ein Scheit, und noch eines – und wenig später schon sorgt das wild flackernde Feuer für verwegen-romantisches Terrassenambiente.

Doch bereits in wenigen Stunden wird es vorbei sein mit der Grill-Idylle. Die Kolleginnen der Crewdispo haben aus dem morgigen X bereits ein 05 gemacht: Das heisst nichts anderes, als dass ich mich von 05 Uhr in der Früh bis 17 Uhr am Abend bereit zu halten habe. Ein Anruf genügt, und ich düse los. Letzte Woche hat es mich kurzfristig nach Peking verschlagen. Für einmal in den Osten. Zehn Stunden hin und zurück, um im chinesischen Hinterhof stäbchenweise an der originalen Landesküche zu schnuppern. Die folgende Nacht war kurz, mit wenig Schlaf. Dann, unmittelbar nach drei Uhr Lokalzeit, mahnte bereits wieder der Wecker zur Arbeit.

Auch meine erneut aufgenommene Instruktionstätigkeit hinterlässt erste Spuren. Bereits wurden mir für die kommende Woche zwei Checkflüge zugeteilt, was natürlich die Flexibilität für weitere Einsätze reduziert. Aber was heute gilt, kann morgen bereits vergessen sein. Ich nehme jeden (Reserve)Tag wie er kommt. Zu Boden und in der Luft.

Das freut die Seele – die Grillgemeinde und auch den Hund!