Friday, August 5, 2011

Manhattan

Ecke Park Avenue und 33rd. Ein prächtiger Sommertag, in den ich frugal mit Caffé Latte im Pappbecher und einem Low Fat Apple Bran Muffin starte.

Der Ort, eine der 255 Starbucks-Filialen von Manhattan. Ein Stadtteil, den man wohl nicht erst seit Bliggs gleichnamigem Titel kennt. Amüsiert beobachte ich jene Menschen, denen es heute Morgen nicht ganz so gut ergeht wie mir: Jene, die sich – eingespannt im Räderwerk der Industrie – auf dem Weg ins Büro oder Geschäft, mit verschlafenem Blick und trägem Schritt wie Ameisen aus dem Untergrund kämpfen. Aus den stickigen U-Bahn Schächten kommen sie gekrochen und reihen sich in dichte Menschenströme, die sich durch enge Strassenschluchten wälzen. Viele von ihnen ebenfalls mit einem Pappbecher in der Hand. Manche auch mit einer Papiertüte, in der lauwarme Bagels und Muffins ihre letzten Minuten vor dem Verzehr erleben.

Während die New Yorker wie gewöhnlich zur Arbeit gehen, haben die Muslims dieser Welt ihre Fastenzeit begonnen. Erinnerungen kommen hoch. Dieses Jahr ist unsere Familie nicht mehr unmittelbar von den Begleiterscheinungen betroffen. Wir dürfen essen, trinken und Kaugummi kauen; den ganzen Tag und ohne Einschränkungen. Ramadan Kareem – ich habe einige SMS und Emails an Freunde in Abu Dhabi verschickt. Damit hat sichs. Hier ist New York, the Big Apple – ein Übername, der, abgesehen davon, schon wieder ans Essen erinnert...

Mittlerweile sind wir in unsere neue Wohnung in Winterthur gezogen. Die Möbel sind zwar immer noch unterwegs, doch die ständige Verschieberei ist uns zu anstrengend geworden. Toni und Andrea waren tolle Gastgeber. Sie haben mich bekocht, begrillt und überdies habe ich gelernt, beim Schokoladessen auf herunterfallende Streusel zu achten! Wir haben Tennis gespielt, diverse Bierflaschen geleert und regnerisch-laue Sommernächte genossen. Jetzt steht „mein“ Zimmer im Untergeschoss leer, das Bett wurde demontiert, in unseren alten Chrysler gezwängt und nach Winti gefahren. Eines der wenigen Möbelstücke, das unser neues Zuhause lebenswert macht. Wohnen tun wir noch nicht – wir hausen eher, ähnlich karg wie einst die Höhlenbewohner. Zwischen halbleeren Kartonschachteln von Modems, TV-Boxen oder neu gekauften Kleinmöbeln. Ich kann ja meine Uniform nicht einfach auf den Boden schmeissen. Fliegen tue ich zwischendurch auch, öfter mal nach New York, und diesen Monat immer via Genf. Ein Etihad-Kollege, dem ich den Einsatz gemailt habe, kommentierte meinen Delhi-Flug übrigens wie folgt:"If you wanted to fly to Delhi you could have simply asked for an A320-CCQ. It would have been easier and the flights would have definitely been shorter..."

Immerhin halten wir unsere sozialen und beruflichen Kontakte dank des reibungslos funktionierenden Internets stets auf dem neuesten Stand. Kabelfernsehen gibts auch, theoretisch in HD-Qualität. Praktisch präsentiert sich die Angelegenheit röhrenmässig altbacken und im Format dergestalt klein, dass ich mir für die Sportschau die Lesebrille montieren muss. Da lassen wir das doch lieber und wenden uns der Montage des mächtigen Schlafzimmerschranks zu.

Und wer weiss, vielleicht kommen ja unsere Möbel noch dieses Jahr, Inshallah! Wir geben jedenfalls die Hoffnung nicht auf...

3 comments:

  1. Viel Geduld beim "Einleben" in einer halbleeren Wohnung, ich habe da jeweils meine liebe Mühe...

    Welche Destination wirst Du bei Swiss am meisten vermissen, welche ist jedoch schön im "neuen" Programm zu haben?

    Gruss

    Luis

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  2. @Luis: Vielen Dank. Ich darf ja morgen bereits wieder nach JFK fliegen und werde auf diese Weise davor bewahrt, meine nächsten zwei Abende in einer leeren Wohnung zu verbringen.

    Am meisten vermissen werde ich wohl Milano und Sydney. Zwei sehr unterschiedliche Städte, beide jedoch mit ihren eigenen Vorzügen. Dafür freue ich mich besonders auf San Franzisco und natürlich Hong Kong, eine meiner Lieblingsdestinationen.

    Gruss

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  3. Herzlichen Dank für die Beantwortung meiner Frage. Bin zwar etwas spät aber möchte mich trotzdem bedanken, denn dies wird in der heutigen Zeit leider immer weniger getan.

    Lieben Gruss aus dem übervollen Zug

    Luis

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