Wednesday, August 24, 2011

100 Gramm Gschnätzlets

Pedalt wird in diesen Tagen vielerorts. Ganz besonders in Winterthur. Denn die Eulachstadt (Ich weiss, Zürich hat die viel grössere Limmat) ist eine Velostadt.

Auch ich bin mit dem Zweirad unterwegs. Immerhin haben wir bislang ein kleines Vermögen in die Revision unserer vom arabischen Flugsand geschädigten Pedalmaschinen investiert. Der Velomech im Aussenquartier reibt sich die ölverschmierten Hände, verdient er sich doch diesen Monat dank unserer fünf Fahrräder ein ansehnliches Zubrot.

Von der Wohnung bis zur autofreien Altstadt dauert es keine zehn Minuten. Nicht etwa, weil ich so stürmisch in die Pedalen trete, sondern ganz einfach weil die Distanz dies erlaubt. Doch die Hitze macht mir zu schaffen. In Abu Dhabi war es zwar noch heisser, doch in den Emiraten ist jedes noch so kleine Gebäude, jede Baubaracke, jede Hundehütte, mit einer Klimaanlage versehen.

Ganz im Gegensatz zur Schweiz. Dafür gibt es in diesem Land tolle Metzgereien. Bereits nach wenigen Minuten zieht es mich ins erste Fleischergeschäft. Ach wie ist das herrlich kühl. Ich schätze die Temperatur auf maximal 21 Grad und bestelle zwei Servelats. Dann wage ich mich wieder ins Getümmel der Altstadt. Arbeite meine Pendenzenliste ab, bis mir der Schweiss den Rücken runter rinnt. Bereits an der nächsten Hausecke erspähe ich eine weitere Metzgerei. Fantastisch – mir ist, als tauchte ich ein ins kühle Nass eines Freibads. Ich bestelle drei Sandwiches und bin überglücklich als ich realisiere, dass die stramme Frau hinter der Theke die Eingeklemmten zuerst zubereiten muss. Kein Problem – lassen Sie sich Zeit...

Nach der ordentlichen Bezahlung trödle ich weiter durch die Stadt. Zwar habe ich alles erledigt, doch dei Stimmung zwischen den Häuserzeilen ist zu entspannt, als dass ich bereits zurück in die Wohnung fahren möchte. So lasse ich mich treiben; mit dem Fahrrad mitten unter Fussgängern. Denn in Winterthur dürfen Velofahrer eigentlich alles. Diese Stadt ist schlichtweg DAS Zweiradparadies!

Plötzlich wird mir wieder heiss. Es geht um die Wurscht. Wo finde ich die nächste Metzgerei? Zwei Seitenstrassen weiter lassen mich schwarze Buchstaben auf weissem Schild aufatmen. Ich klappe den Veloständer aus, wickle das Kabelschloss um Rückrad und Rahmen und trete durch die automatische Schiebetür ins Innere des Ladens. Fleischverkäufer sollte man sein in diesen heissen Sommertagen. Neben der angenehmen Temperatur ist auch der kleine Imbiss stets garantiert. Geradezu paradiesisch! Ich muss gut überlegen, was unserem Fleischsortiment noch gut anstünde. Noch fehlt der Grill auf unserer Terrasse, an saftigen Steaks bin ich demzufolge nicht interessiert. Vielleicht ein Paar knackige Wienerli? Oder frisch geschnittene Salami aus der Toskana? Jamon de Jabugo? Ich entscheide mich ganz simpel für 100 Gramm Gschnätzlets. Damit sind der heimischen Küche kaum Grenzen gesetzt. Dann wird bezahlt. Dann gehts raus in die Hitze.

Ich radle zurück ins noch immer nicht fertig eingerichtete Heim. Alles gut, bliebe da nicht eine quälende Frage: Wie überstehen eigentlich Vegetarier diese brutale Hitze...?

4 comments:

  1. Hallo Dide!
    Es ist sehr schön,dass ihr euch bereits gut in der Heimat eingelebt habt.Auch hier ist es mir eine grosse Freude,deinen Blog verfolgen zu können.Der Countdown zum Buch hat ja glücklicherweise bereits begonnen und die spannung steigt,wenn auch schon jetzt ein Fünckchen Hoffnung meinerseits auf ein zweites Buch zur Rückkehr in Schweiz vorhanden ist.Es ist mir jedesmal eine grosse Freude an den Swiss Fliegern in zrh vorbei zu rollen und damit an all deine blogs erinnert zu werden!-))Nur gesichtet hab ich dich dort leider noch nicht-))
    viele liebe gruesse!mario

    ReplyDelete
  2. Das Fleisch kannst Du heute Abend ans Grifffest der AP mitnehmen oder und die ACC bringen :-) !

    En Guete

    ReplyDelete
  3. @Mario: Vielleicht hast du mich in ZRH ja bereits einmal gesichtet, einfach ohne es zu wissen. Ist ja nicht einfach, die Gesichter im Cockpit zu erkennen.

    @nff: Das Fest fand leider ohne mich statt. Wäre gerne gekommen, doch das PBS hat mich nach Montreal geschickt.
    Mir ist zu Ohren gekommen, dass die ATC-Cracks in Dübendorf über eine tolle Kantine verfügen. Ich weiss nicht, ob ich ihnen da mit meinem Fleischberg einen echten Gefallen tue. Aber wir könnten ja einmal gemeinsam mit einem Schokolade-Container vorfahren...

    Gruss
    Dide

    ReplyDelete
  4. ...bitte bei der Schoggilieferung den TWR nicht vergessen ;-)

    TWR Mãdel

    ReplyDelete