Der Blick verfängt sich im satten Grün. Mächtige, bis zum Boden reichende, Palmenblätter schaukeln träge im Wind. Zwischen Büschen und Blumenbeeten schlängeln sich idyllische Wasserläufe. Vögel zwitschern, dazwischen scheppert in unregelmässigen Abständen Kaffeegeschirr.
Ich sitze auf der Terrasse eines Coffeeshops in der weitläufigen Hotelanlage Safari Park Hotel & Casino in Nairobi. Der kenianische Himmel zeigt sich wolkenverhangen, die Temperaturen erinnern an schweizerische Herbsttage im September. Gestern noch lümmelten wir träge unter der Sonne von Tanzania. In der Badehose wohlgemerkt. Die exponierten Körperstellen grosszügig eingeschmiert mit hochgradigem Sonnenschutzmittel. Zum Mittagessen auf der kleinen Insel servierten die Einheimischen frisch gegrillten Fisch. In voller Grösse erstreckte er sich, der Fisch, über den weissen Teller; die mattgelben Augen vorstehend, die braugraune Haut in der Hitze des Feuers geschrumpft. Besteck gab es keines, mit blosser Hand trennten wir Essbares von Gräten und anderem Ungeniessbaren. Dazu pickten wir Pommes, zum Nachtisch gabs eine Platte mit exotischen Früchten.
Dies ist mein erster Flug nach Dar es Salaam. Bereits im ersten Swiss-Monat nach der Rückkehr aus der Wüste befliege ich also Neuland. Ein Kurztrip nach Afrika. Weg vom Umzugstrubel, weg von der Hektik der vergangenen Tage.
Lange mussten wir auf unsere Möbel warten. Dann steht der 40 Fuss-Container unvermittelt vor unserer Wohnung. Die telefonische Ankündigung überrascht uns am Vorabend. Beinahe wie im Militär: Lange warten und dann pressierts plötzlich. Die Ladung war vorgängig in Hamburg steckengeblieben, weil die deutschen Zollbehörden eine Beschauung unseres Umzugsguts verlangt hatten. Die Kosten gehen zu unseren Lasten: 250 Euro für die Kontrolle, den gleichen Betrag für den Hin- und Rücktransport zum Zollplatz. Die entstandene Verzögerung erwirkt zusätzliche Lagergebühren in Basel. Die Tatsache, dass die Umzugscrew (aus Sachsen-Anhalt) die Möbel mehr als 20 Meter bis zum Haus buckeln muss, schraubt die Ausgaben weiter in die Höhe. Kaum stehen die ersten Boxen im Wohnzimmer, klingelt mein Handy. Die Dame von der Speditionsfirma in Basel wünscht, dass der entsprechende Betrag vor Auslieferung der Möbel beglichen werde. Ich erkläre ihr, dass die Herren bereits aktiv geworden wären, und ich ausserdem diese Geldmenge nicht unter dem Kissen verwahrt hätte. Wir einigen uns auf eine Banküberweisung per Internet. Wie einst die Landvögte im Mittelalter oder die Steuerämter der Neuzeit; Wenns ums Geldeintreiben geht, wird kein Aufschub geduldet.
Aber was solls – immerhin sind wir einen – lange erhofften - Schritt weiter.
Kurz nach dem Mittag ist der Container leergeräumt. 215 Kartonboxen aller Grössen türmen sich vor dem Hauseingang, in der Tiefgarage oder in unserer Wohnung. Sämtliche Fluchtwege sind verbaut. Die Abmachung sieht vor, dass die Schachteln ausgepackt, Betten und Regale montiert sowie das Verpackungsmaterial von der Crew entsorgt werden soll. Allein, die Zeit wird knapp. Da können sich die vier Bodybuilder-Tpyen noch so ins Zeug legen. Zaubern können auch sie nicht. Zum Nachtessen bestellen wir Pizza für tutti, bei leicht höheren Preisen als in Abu Dhabi.
Als sich die Männer gegen 21 Uhr schliesslich auf den Heimweg machen, bleibt eine chaotische (Pizza) Schachtel-Möbel-Abfalllandschaft zurück, die den Eindruck vermittelt, als hätte in unserer Bleibe eben erst eine Bombe eingeschlagen.
Einfacher läufts am nächsten Tag bei der Ankunft meines Automobils aus Schweden. In Niederglatt werde ich Zeuge, wie der Wagen nach rund achtwöchigem Transport aus dem engen Container befreit wird. Festgezurrt mit dicken Seilen, völlig verdreckt, aber heil und ohne Schaden hat er die Überfahrt überstanden. Als ich das Auto aus dem riesigen Containergelände manövriere, kommen seltsame Erinnerungen hoch. Mit diesem Wagen bin ich bislang ausschliesslich über emiratische Highways gekurvt, habe englisch moderierte Radiosender gehört und selten Temperaturanzeigen unter 25 Grad im Display beobachtet. Ab heute gilts auch für die Scheibenwischer Ernst!
Der Motor startet beim ersten Versuch und brummt zufrieden unter der staubigen Haube. Mein zweites Ziel ist eine Autowaschanlage in Bülach. Vorher fahre ich zu Toni und zeige ihm stolz mein Gefährt. Beinahe ehrfürchtig bestaunen wir gemeinsam das soeben aus langer Gefangenschaft befreite Strassenkind.
Dann ist da in diesen Tagen noch eine weitere Kartonbox in unserer Stube gelandet. Adressiert an mich und angeliefert mit der Post. 50 Bücher sind darin verpackt. Alle mit demselben Titel: „Blindflug Abu Dhabi“. Ich kann es kaum glauben. Endlich. Geboren nach unzähligen Schreib-, Korrektur- und Diskussionsstunden. Da liegen sie nun, meine persönlichen Exemplare. Ordentlich geschichtet, jungfräulich anmutend. Nur noch wenige Tage bis zum offiziellen Verkaufsbeginn. Zaghaft fahre ich mit der Hand über die glatten Buchdeckel. Franziska und Tim zeigen weniger Berührungsängste und beginnen sogleich zu blättern. Sie setzen sich je auf einen Stapel leerer Schachteln. Eine Ruhepause, bevor wir die nächsten Deckel öffnen. Es gibt noch so viele. Schachteln, meine ich. Ruhepausen bleiben vorerst die Ausnahme.
Schön, das Buch ist fertig geschrieben! Ich werde es mir bei Amazon bestellen! Es wird ab 29.08. lieferbar.
ReplyDeleteUnd eines davon bitte dringend in der Crewbibliothek verstauen!! =)
ReplyDeleteich hab das Buch auch bekommen
ReplyDeletegruss päde
Ich hab's getan! Ich habe Dein Buch soeben bei Amazon bestellt. Jetzt hoffe ich nur, dass es tatsächlich in der nächsten Woche verschickt wird...
ReplyDelete@tutti: Gedankt sei euch für die aufmunternden Worte! Wer das Buch bestellt hat, sollte es in diesen Tagen erhalten. Päde ist Beweis dafür! Ansonsten hätte ich eine Kiste mit 50 Exemplaren bei mir zuhause...
ReplyDeleteIm Ernst; viel Spass beim Lesen. Ich bin jederzeit offen für Feedbacks. Auch, oder v.a., kritische!
dieter.eppler@gmx.net
Gruss
Dide