Schreiben ist nicht wie Radfahren. Wer abgehängt wird, kann kaum aufholen. Bei der Musik verhält es sich übrigens ähnlich. Wer in einem Orchester zu langsam flötet oder trommelt, kann den Rückstand nicht einfach mit einer individuellen Tempoverschärfung kompensieren. Es gewinnt auch nicht, wer zuerst die letzte Note spielt. Idealerweise tun dies alle gemeinsam. Immer vorausgesetzt, die Partitur sieht dies so vor.
Ich bin also im Verzug. Der Erste fotzelt bereits. Ein Jungkapitän halt. Energiegeladen. Aber wo er Recht hat, hat er recht (einmal klein, einmal gross – damit liege ich mindestens zur Hälfte richtig...).
Ich sollte, müsste, dürfte wieder einmal den Blog beleben. Besser beschreiben. Auch ohne monumentalen Kracher gäbe es dies und das zu berichten. Simulator-Check bestanden (auch nach dreissig Berufsjahren immer wieder ein Segen), zweimal mit dem Flieger in Zürich durch die „Waschanlage“ gerollt und die Flügel von Eis und Schnee befreit (wurde die letzten fünf Jahre davor verschont), nach einem Kaffeegespräch mit dem Cheffluglehrer zugesagt, wieder als Instruktor zu amten (Adieu, du sorglose Fliegerei...) oder mit Miami eine für mich neue Destination angeflogen. Dabei wäre ich eigentlich seit diesem Monat pensioniert.
Nun, zumindest entsprach dies der Ausgangslage, als ich seinerzeit mit der Pilotenausbildung begann: Rückzug mit 55. Wohlgemerkt, mit prall gefüllter Pensionskasse. Träume sind Schäume, da vermag der Konjunktiv erst recht nicht daran zu rütteln. Couchepin und Bruggisser haben’s anders gewollt. Wobei zumindest beim Einen das Resultat kaum der Absicht entsprochen haben dürfte.
Nun, zumindest entsprach dies der Ausgangslage, als ich seinerzeit mit der Pilotenausbildung begann: Rückzug mit 55. Wohlgemerkt, mit prall gefüllter Pensionskasse. Träume sind Schäume, da vermag der Konjunktiv erst recht nicht daran zu rütteln. Couchepin und Bruggisser haben’s anders gewollt. Wobei zumindest beim Einen das Resultat kaum der Absicht entsprochen haben dürfte.
Obama-Land ist immer eine Reise wert. Besonders dann, wenn sich die Möglichkeit bietet, dem Dauerfrost ein Schnippchen zu schlagen und nach etwas mehr als zehn Stunden auf einem Flugplatz zu landen, dessen Zufahrtsstrassen von hohen Palmen gesäumt sind. Der Temperaturunterschied von 30 Grad wirkt wohltuend. Aus Minus wird Plus. Das Feierabendbier und den obligaten Burger mit Swiss Cheese geniessen wir, ohne zu frieren, am Holztisch. A la belle étoile.
Der lange Flug, der uns exakt ans vorgegebene Arbeitszeitlimit bringt, wird mit einem freien Tag in Miami belohnt. Allerdings ist dies nur den Piloten gegönnt. Die Kabinenbesatzung kehrt bereits nach einer Nacht wieder nach Zürich zurück. Immerhin ermöglich ihr dies die Flucht aus dem Hotel. Diesem elendiglichen. Vergeblich suche ich in meinem Zimmer den Zugang zum Internet. Zwar vergibt die Dame an der Rezeption grosszügig einen Code fürs Login, allein bei mir will’s einfach nicht klappen. So kann ich mich nicht einmal über eine langsame Verbindung beklagen, denn es kommt gar nie eine zustande.
Überhaupt wirkt alles ein bisschen abgeschabt und schmuddelig. Teppich, Wände, Bad. Eigentlich erstaunlich, denn die Unterkunft wird vorwiegend von Airline Crews bewohnt, und die sind heikel. Doch in Miami verlustieren sich während des Tages viele aufreizend am Pool. Ausser wenn es regnet. So wie gestern und vorgestern. Da gab‘s genügend freie Liegen am Beckenrand. Auch die Strandpromenade wirkte öde und verlassen. Der Himmel blieb wolkenverhangen und der Wind trieb zischende Wellen mit tanzenden Schaumkronen an den Strand.
Zu meinem Pech beging ich an unserem freien Tag einen kapitalen Fehler: Statt den Copi zu begleiten mietete ich einen Wagen und schickte mich an, die Umgebung auf eigene Faust zu erkunden. Der Copi hatte Besseres vor: er war mit einem Astronauten zum Lunch verabredet. Einem jener Mutigen, die seinerzeit den Mond eroberten und von den Amis bis heute als Nationalhelden verehrt werden. Edgar Mitchell gehört zu dieser erlauchten Truppe. Der 82jährige lebt heute in Florida, lediglich eine Fahrstunde von Miami entfernt. Der Copi, seines Zeichens Präsident der Vereinigung Swissapollo, pflegt regen Kontakt mit einigen Apollo-Astronauten. Es ist ihm in früheren Jahren gelungen, Mitchell und Charles Duke für Referate und Podiumsgespräche in die Schweiz zu holen. Es wäre meine Chance gewesen, einem Mondfahrer die Hand zu drücken. Ihn zu fragen, was am Eindrücklichsten war: der Start in Cape Canaveral, die Landung auf dem Mond oder das Wiedereintauchen in die Erdatmosphäre. Ich hätte ihn nach seinen Gefühlen beim längsten je gemachten Mondspaziergang oder beim Anblick der Erdkugel aus 365‘000km befragen können.
Aber ich Depp hab verpasst, am Mondstaub zu schnuppern. Ein Knüller wär’s geworden. Damit hätte ich sämtliche Pilotenblogger und das Towermädel mit Links überholt. Wer kann schon berichten, er hätte mit einem der zwölf Mondspaziergänger über das Landeverhalten des LEM diskutiert...?
Jetzt ist die Chance vertan. Ich bleibe ein simpler Erdenbürger, der ich zwar trotz des astronautischen Handshakes geblieben wäre, allerdings mit dem erhabenen Gefühl, an der Seite eines Apollo-Jüngers getafelt zu haben. Dann hätte uns nicht nur der Sidestick zur Steuerung unserer Fluggefährte verbunden. Sondern die Tatsache, Zeit und Raum geteilt zu haben. Für einen irdisch kurzen Augenblick nur, dem Bruchteil einer Reise zum Mond. Einmalig wär’s gewesen. Und vielleicht einfacher, einen Titel zu finden:
„A short minute in time, but a giant moment for me“!
...besten Dank an den Grossen auf dem Kleinen, dass er mitgeholfen hat deinen Blog aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken...
ReplyDeleteUnd überhaupt, wieso bitteschön willst du uns aus dem Feld schlagen?
... Ich hätte mir ein Bein ausgerissen um mit Ed Mitchell zu lunchen :-). Hat es doch seit Apollo nichts vergleichbares mehr gegeben.....
ReplyDelete"Man soll schweigen oder Dinge sagen, die noch besser sind als das Schweigen."
ReplyDeleteDer Dide beherrscht die Weisheiten von Pythagoras!
@Towermädel: Wenn du ein Auto überholst, wirst du dessen FahrerIn wohl nicht gleich von der Strasse drängen...
ReplyDeleteIch will euch doch gar nicht aus dem Feld schlagen! Das wär schade und dumm.
@IVBANKER: Bingo! Heute würde ich es auch tun!
Was doch nichts anderes beweist, als dass der Mensch auch im fortgeschrittenen Alter lernfähig bleibt.
@nff: ...Du hättest mal mit meinem Mathelehrer über meine Pythagoras-Kenntnisse reden sollen...
"Man soll schweigen oder Dinge sagen, die noch besser sind als das Schweigen."
ReplyDeleteWar das der Satz des Pythagoras?
In der Lobby vom Sherry funktioniert das Internet hervorragend. Die Dame vergibt nicht nur die www Codes mit einer bemerkenswerten Grosszügigkeit. Ab und zu landet der müde Fliegende auch in einem bereits belegten Zimmer. Ob die trällernede, weibliche Stimme im Bad und unter der Dusche davon wusste???? Ihre Unterwäsche, akribisch auf dem Bett ausgelegt, war bemerkenswert.
ReplyDeleteZu guter Letzt, Grüsse an den Copi@Lunch.