Saturday, October 8, 2011

Boston

Wann war ich das letzte Mal hier? Es muss wohl im Winter oder Frühling 2006 gewesen sein. Ich gehöre nicht zu denen, die ihre Monatseinsätze behalten. Einzig die Besatzungslisten meiner Etihad-Flüge habe ich fünf Jahre lang fein säuberlich eingordnet. Die Vielfalt wohlklingender Namen, der bunte Nationenstrauss haben es mir angetan.

Boston gehörte schon immer zu meinen Lieblingsdestinationen. Genau wie Hongkong. Beide werden von der Nationalen Airline der UAE nicht angeflogen. Time out. Vorübergehend hatte es sich ausgeschlendert am Quincy Market, und ausgepinkelt im Glaspissoir der mondänen Felix Bar, hoch über den Dächern von Hongkong.

Die Abflugzeit nach Boston hat geändert. Der Kurs startet nicht mehr am Vormittag, sondern am späteren Nachmittag. Das ist gewöhnungsbedürftig. Die Ankunftszeit kurz vor 2000 Uhr verunmöglicht sowohl ein vernünftiges Abendessen als auch den Besuch einer Theatervorführung oder eines Eishockeyspiels. Gestern wurden uns wegen Anschlusspassagieren zusätzlich 20 Minuten Verspätung aufgebrummt. Immerhin passte der Slot. Und nach dem Zurückstossen gings plötzlich flott, und schon drehten wir in einer weiten Linkskurve ums Hilton und die Kolping-Arena. Dafür hatten sich gleich mehrere Jetstrams grimmig über dem Nordatlantik aufgeplustert. Sie machten uns das Leben schwer und den Flug unangenehm lang.

Die Landung in Massachusets erfolgte am Donnerstagabend. Zu einer Zeit, als der letztjährige Stanleycup-Sieger Boston Bruins mit allen Mitteln die drohende Niederlage im Saisoneröffnungsspiel gegen die Philadelphia Flyers abzuwenden versuchte. Leider vergeblich. Es war dunkel, als wir die Piste verliessen und zu unserem Gate rollten. Der Schweizer Freitag hatte gerade einmal zwei Stunden auf seinem jungen Buckel.

Das Hotel ist auch nicht mehr dasselbe. Nach vielen Jahren in der Innenstadt logieren wir nun in der Nähe des Prudential Centers.

Die Luft ist frisch, als ich am Morgen Richtung Quincy Market losspaziere. Verschlafen wirkende BürogängerInnen kreuzen meinen Weg. Viele von ihnen mit einem Kaffeebecher in der Hand. Einige tragen bereits Handschuhe. Erst gegen Mittag zeigen die Sonnenstrahlen Wirkung. Und wie so oft um diese Jahreszeit wird es rasch einmal so warm, dass es angesichts der am Morgen gewählten Kleidung ungemütlich wird. Jacken und Mäntel werden ausgezogen, Knöpfe geöffnet und Krawatten gelockert.

Ich fädle bei der Arlington Street in den Public Garden ein und schlendere durch die grün gesäumte Parkanlage. Eichhörnchen tummeln sich unbeschwert auf den Wiesen, als hätten sie keine Feinde. Männer und Frauen führen schwanzwedelnde Hunde aller Rassen und Grössen Gassi. Gelangweilt wirkende Verkäufer rücken an mobilen Verkaufsständen ihre Ware zurecht. Dazwischen fiedeln Strassenmusiker auf alten Geigen oder schrammen über abgehalfterte Gitarren. Mit ganz passablem Resultat.

Ich meinerseits bin wieder angetan vom Charme Neu Englands. Ich wandle auf alten Pfaden. Bestaune mitten in der Stadt neu errichtete Geschäftshäuser und frisch eröffnete Baugruben,

Gestern hatte Nina Geburtstag. Nach drei freien Tagen musste ich just an ihrem Feiertag den Koffer packen. Schade. Solches gehört zwar irgendwie zu meinem Beruf, doch es ärgert trotzdem immer wieder. Dank meiner Bürotätigkeit boten sich mir in Abu Dhabi bessere Möglichkeiten zur Steuerung meines Monatseinsatzes. Ich habe kaum einen Geburtstag verpasst, und in den beiden letzten Jahren war es der Familie stets vergönnt, Weihnachten gemeinsam zu feiern.

Am Wochenende beginnen Ninas Herbstferien. Schon? Mir ist, als hatte sie eben erst ihren ersten Schultag in Winterthur. Franziska fährt am Montag nach Frankfurt, um am Infostand des Schweizerischen Buchhändler- und Verlegerverbandes zu arbeiten. Ich werde ihr am Freitag nachfolgen. Nicht zuletzt auch mit der Absicht, nach dem Messebesuch die Lembachs in Würzburg zu besuchen. Was sein muss, muss sein. Ehrensache, oder...?

4 comments:

  1. hallo captain!
    grüßen sie mir würzburg und frankfurt. in der nähe von frankfurt gibt es uns kleine druiden, die in abgedunkelten räumen mit den herrschern der lüfte reden und ihnen den abstand zum boden sagen und die geschwindigkeit, mit der sie die luft zerteilen mögen - in festgelegtem abstand zu anderen luftikussen.
    und WÜ ist "unsere" stadt! morgens, wenn der tag noch ganz, ganz jung ist in das parkhaus unter dem marktplatz fahren und dann um 8 uhr, wenn das erste cafe aufmacht schön frühstücken gehen - mit sekt und ei und brötchen und lecker cappu und dann zum HUGENDUBEL bücher scmökern ... ach ... wie herrlich!!!!!!!!!!!
    gruessle vom oxo

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  2. Toller Bericht, toller Blog, toller Autor!
    Weiter so!

    Marcel K.

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  3. @oxo: Klingt in der Tat verlockend. Wir dürfen uns glücklicherweise auf kundige "Locals" verlassen. Und Bücher schmökern werden wir ziemlich sicher genug an der Frankfurter Messe!

    Dem Druiden sei Dank. Und all seinen Genossen und Genossinnen (oder wie nennt man denn die?) ebenfalls!

    @Marcel K: Vielen Dank!

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  4. Salut Dide
    Long time no see. Lese dein Blog erst seit kurzem. Unterhaltsamer Schreibstil. Weiter so!

    Liebe Grüsse, insbesondere auch an Fränzi
    Reto

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