Saturday, July 16, 2011

Bestanden

Es ist soweit – die Erneuerung meiner bei der Swiss benötigten JAR-Lizenz ist nur noch eine Frage der Administration. Die Theorietests der vergangenen Tage sind abgehakt, den Simulator-Check habe ich ebenfalls über- und bestanden! Hurrah!

Gestern Nachmittag haben sich meine Rückschulungspartnerin und ich zum vorläufig letzten Mal am synthetischen Sidestick mit doppelten Hydraulikausfällen, feurigen APU’s (Auxiliary Power Unit) und bockigen elektrischen Generatoren herumgeschlagen. Mit dieser Übung nun ist meine Einstiegsschlaufe in die neue alte Firma abgeschlossen. Noch immer sitzen zwar die Abläufe nicht wie gewünscht, noch immer haperts mit den korrekten Wordings. Doch der Fortschritt ist spürbar. Nach und nach gelingt es, die Etihad-Relikte aus dem Speicher zu kippen und mich sorgsam ans Altbekannte heranzutasten.

Es war ein langer Tag. Kurz nach Sechs klingelt mich im Diemtigtal das Handy wach. Franziska fährt mich ins Tal, in Thun besteige ich den knallvollen Zug in die Bundeshauptstadt. Zu Fuss gehts dann zur US-Botschaft. Zuerst deponiere ich allerdings meine Utensilien in einem Schliessfach. So wirds verlangt. Für den Eintritt in die Botschaft dürfen keine persönlichen Gegenstände – nicht einmal ein Handy – mitgenommen werden.

Ein rüstiger Tessiner weist mir den Weg. Während wir Seite an Seite durchs morgendliche Bern schreiten erzählt er mir, dass er pensioniert sei und zweimal wöchentlich fürs Turnen in die Stadt fahre. Vertauschte Vorzeichen. Ich muss schmunzeln und berichte ihm von meiner Sehnsucht, dereinst meine Rentnerjahre in Lugano verbringen zu können. Am Lago, unter Palmen – nicht zwischen Tramschienen. Dann stehen wir vor der Botschaft, und der rüstige Pensionär macht sich zügigen Schrittes davon.

Ich will an dieser Stelle nicht darüber schreiben, wieviel Geduld und Disziplin es braucht, um sich ein US-Visum in den Pass drucken zu lassen. Einmal stelle ich mir kurz die Frage, ob die Dame hinter dem Schalter wohl ahnt, dass ich mit den teuren Schulgeldern meiner Kinder in Abu Dhabi zumindest einen kleinen Beitrag in die US-Staatskasse geleistet habe. Ein vernachlässigbar kleines Sümmchen. Die wenigen Dirham werden ihnen, den Amis, bei der Sanierung ihres Schuldenbergs auch nicht wesentlich weiterhelfen. Kann mir auch egal sein, sollens doch die Republikaner richten.

Beim Verlassen des Gebäudes tun mir jene leid, die vor dem Eingang Schlange stehen. Ich treffe einen Berufskollegen der Swiss. An einen Pfosten gelehnt, wartet er auf seine Tochter. Ich wünsche ihm Mut und Kraft, dann hetze ich zurück zum Bahnhof. Bei den Schliessfächern treffe ich auf bekannte Gesichter. Wer den Botschaftstürk hinter sich hat, sammelt seine Siebensachen zusammen.

Nach anderthalb Stunden Zugfahrt steige ich am Flughafen Zürich aus und schlendere zum Schulhaus. Dort warten noch einmal vier Stunden Theorie und 150 Minuten im Simulator auf mich. Dann ist Feierabend. Vier Tage Pause, in denen ich mich auf den ersten Flug vorbereiten kann.

Eigentlich wollte ich noch ins Diemtigtal fahren, doch ich lasse es bleiben. Nicht zuletzt auch, weil Tim anruft und berichtet, dass er am Nachmittag auf einer Kreuzung von einem anderen Wagen abgeschossen wurde. Zum Glück gabs nur Blechschaden. Morgen fliegt er nach Abu Dhabi. Für seinen Job am Flughafen Zürich benötigt er einen Flughafenausweis. Und den erhält nur, wer amtlich belegen kann, dass er sich die vergangenen vier Jahre anständig benommen hat. In der Schweiz brauchts dazu einen Auszug aus dem Zentralstrafregister, in den Emiraten heisst dieses Dokument Good Conduct Certificate. Auch dafür muss man anstehen, Formulare ausfüllen und Fingerabdrücke anfertigen lassen. Und wenn mans zu spät merkt, allenfalls sogar nach Abu Dhabi reisen...

5 comments:

  1. … gratuliere!

    Bis bald beim Kickoff fürs Kernteam :-)

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  2. Herzlichen Glühstrumpf!
    :-)

    (ehemals "fmu")

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  3. @nff: Herzlichen Dank - werde versuchen, Balti entsprechend einzustimmen. Warte aber noch auf Pass und Visum...

    @oxo: Der Mann mit der ständig wechselnden Identität. Wohl auch ein Opfer des britischen Abhörskandals...?

    Gruss

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  4. @dide
    sorry for that ... aber jetzt wechselt nix mehr ... ich schwör!

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  5. Bestanden!
    Feinsinnig wie immer: "über- und bestanden!"

    Wir Passagiere müssen unseren Führerschein bzw. Fahrausweis nur einmal im Leben bestehen bzw: überstehen.

    Es grüsst
    Crowi

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