Wednesday, July 27, 2011

Ausgecheckt

Was am 1. Juli seinen Anfang genommen hat, wurde diese Woche erfolgreich abgeschlossen. Nach dem Final Check vom Montag, einmal Tel Aviv und zurück, bin ich wieder flügge. Wenn auch für den Anfang nur auf dem A330. Einige Theorietage, drei Simulatorübungen und ein Simulator-Check haben meine abgelaufene JAR-Lizenz reaktiviert. Die Einführung auf der Strecke war kurz: Einmal New York und zurück, dafür gleich mit dem Cheffluglehrer an meiner Seite. Es war nicht unsere erste gemeinsame Mission: vor mehr als zehn Jahren, zu Zeiten, als der B747 noch das Paradepferd im Swissair-Stall war, gingen wir mehr als einmal zusammen auf Reisen. Damals wie heute sass Balti rechts von mir. Allerdings war er zu jener Zeit noch Copi. Heute ist er Kapitän, und als Chief Flight Instructor A330/340 mein Chef.

Jetzt sitze ich im Coffeeshop des Hyatt Regency Hotels in Delhi. Nach wiederbelebter Lizenz bestrebt, auch meine Bloggeraktivitäten erneut in Schwung zu bringen. Es ist dies meine erste Rotation nach der kurzen und intensiven Ausbildung. Die Schweiz hat mich wieder im Griff. Zumindest was die Arbeit anbelangt. Privat liegen die Dinge anders. Denn bislang sind weder unsere Möbel noch mein Volvo in der Schweiz eingetroffen. Dafür habe ich diverse Zoll- und Bankformulare ausgefüllt, in grosse Couverts gesteckt und mit A-Post an diverse Adressaten in der ganzen Schweiz verschickt. Vielleicht habe ich die Tücken dieser Dokumente unterschätzt und einzelne Felder zuwenig präzise ausgefüllt. In der Folge flattern die Anträge und Zollformulare wieder in einen unserer Briefkästen im Berner Oberland oder in Winterthur. Dumm ist, dass wir meist im Unterland sind, wenn die Retouren im Diemtigtal landen. Oder umgekehrt. Die Bank schickt meine Maestrokarte gar nach Abu Dhabi. Exakt einen Tag, nachdem ich auf der Hauptfiliale unsere neue Adresse deponiert habe.

Offenbar, so wird mir heute morgen telefonisch mitgeteilt, herrscht in Rotterdam und Hamburg Staulage. Wie am Gotthard oder am Gubrist. Die Container bleiben stecken und können nicht ausgeliefert werden. Das ist wenig erbaulich. Noch touren Franziska und Nina in diesen Tagen mit Freunden aus Abu Dhabi auf Fahrrädern durch Holland. Übrigens nicht etwa, um sich näher bei unseren Möbeln aufzuhalten sondern vielmehr, weil ihnen die Pyrenäen und die Alpe d’Huez nicht unbedingt liegen.

Nun, wir alle haben damit gerechnet, spätestens in der kommenden Woche die Wohnung in Winterthur zu beziehen und das Zigeunerleben zu beenden. Vielleicht müssen wir noch das eine oder andere Messer schleifen, bevor die Zügelmänner vorfahren.

In Delhi beginnt es zu regnen. Durch die riesigen Fenster des Coffeshops beobachte ich, wie die Tropfen auf die Wasseroberfläche des leeren Pools klatschen. Der Monsun schleicht sich nur langsam aus dem Land. Die Feuchtigkeit hat sich in sämtlichen Ritzen der Hotelanlage eingenistet. Trotzdem geniesse ich, nach den Tagen des Lernens, diesen Moment der Musse ungemein.

Als wohltuend empfand ich die Trainingsatmosphäre. Weg vom Schwarz-Weiss Denken der letzten fünf Jahre – hin zu einer Ausbildungskultur, die den gesunden Menschenverstand in den Vordergrund stellt! Kompetente Instruktoren, die neben der Detailpflege stets das Wesentliche im Auge behalten und Raum für eigene Denkansätze gewähren.

Bereits in einem Monat wartet eine weitere Lern-Packung auf mich. Dann nämlich geht es in den A340 Simulator.

4 comments:

  1. Endlich ein Lebenszeichen, ich dachte schon Du seist auf dem riesigen Streckennetz der Swiss verloren gegangen;-)

    Toller Bericht und schön dass es nicht nur hier immer "schifft".
    Noch ein zwei Monat bis die "urgemütlichen" Nächte im Crewbunk beginnen... Reicht die Länge selbigens aus um dich zu beherbergen ohne Probleme wie bei nff?

    Gruss aus LSZH

    Ferdinand

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  2. Hallo Ferdinand, die Länge reicht aus. Bin gestern nff im Ops begegnet und habe einmal mehr feststellen müssen, was für ein Riese der Mann ist. Da bleibt für mich noch viiieel Platz!

    Gruss

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  3. Gut, dann werden Deine Nächte im engen Kämmerlein um einen Faktor gemütlicher:)

    Erkennt man eigentlich noch alle alten Kollegen oder gab es schon Situationen wo einer bzw. eine erbost war, dass Du nicht gegrüsst hast?
    Gibt es eigentlich viele Frauen im Cockpit bei euch?

    Fragen über Fragen... Gruss

    Ferdinand

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  4. TLV als erster Flug... Dort warst du in den letzten 5 Jahren seltener...

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