Noch während unserer letzten Tage in Abu Dhabi habe ich mich zur Startseite der Ausweisschriften für Schweizer Staatsangehörige durchgegoogelt. Dann online flugs das Antragsformular ausgefüllt und wenige Tage später – nach einer Emailbestätigung der Antragsstelle – auf dem Passbüro einen Termin zwecks Erfassung meiner biometrischen Daten gebucht. Natürlich ebenfalls bequem und einfach am Computer. Bis zu jener Stufe konnte ich sämtliche Schritte vom Bürostuhl aus erledigen. Ohne Wartezeiten und ohne Stress.
In der Schweiz angekommen, machte ich mich am Tage X von den engen Tälern des Berner Oberlandes auf in die grösste aller Schweizer Oasen. Das Auto blieb in der Tiefgarage. Denn in der Schweiz fährt die Eisenbahn. Und sie fährt nicht nur zuverlässig sondern auch pünktlich! Anders als die Anschlussflüge von Frankfurt nach Zürich.
Die Tageskarte erster Klasse riss zwar – trotz Halbtax – eine 108 Franken grosse Lücke in mein Portemonnaie, doch Sauberkeit und Bequemlichkeit der Reisewagen liessen mich den brachialen Preis schon nach den ersten dreisprachigen Ansagen (Guten Morgen, bonjour, good morning) vergessen. Meine Frau brauchte da ein bisschen länger. Nun gut, sie war auch nicht persönlich zugegen, und meine Beschreibungen der modernen SBB-Wagons hinterliessen offenbar nicht dieselbe Wirkung wie der Realversuch.
In Zürich angekommen, nutzte ich weiter die Vorzüge des öffentlichen Verkehrs, in diesem Fall des Trams; auch dies eine Institution, die es in den Emiraten nicht gibt. Nach wenigen Haltestellen befand ich mich in Fussdistanz zum Passbüro. In der geräumigen Schalterhalle fiel mein Auge sogleich auf jenen ominösen Automaten, der diese nummerierten Tickets ausspuckt, dank derer ein geordneter und drängelfreier Betrieb erst möglich wird. Ich kenne das von Abu Dhabi. Diese Kästen stehen dort überall, seit kurzer Zeit sogar in den Postämtern. Und immer kündet dieselbe baritone Stimme, in der Regel erst nach längerer Wartezeit, die nächste Nummer an: „Tazkara rakam chamsa wa arbain, shudbek tissa!“ Was in diesem Fall heissen würde: „Ticket Nummer 45 zum Schalter 9.“
Im Passbüro wurde meine Nummer nicht ausgerufen, sondern an einem Bildschirm an der Wand angezeigt. Und ich musste auch überhaupt nicht warten, sondern durfte mich sogleich an einem der vielen Schalter melden. Die unverhüllte Dame (also Kleider trug sie schon...) war überaus freundlich und effizient, und wies mich präzise und kundig durch das Verfahren zur Erfassung meiner Daten. Es dauerte keine zehn Minuten und meine Person war fotografisch und fingerabdrucktechnisch erfasst. Anschliessend gings zur Kasse, denn auch in diesem Land arbeiten die Ämter bekanntlich nicht gratis. Nun gut, ich kanns verstehn.
Immerhin – nach rekordverdächtigen fünf Tagen lag der druckfrische Pass in meinem Briefkasten. In Abu Dhabi hätte ich allein so lange gebraucht um herauszufinden, wo ich mich für die Erneuerung anmelden müsste.
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Am Freitag sind meine Ferien vorbei. Dann beginnt der Ernst des (Swiss)Lebens. Hoffentlich läufts dann auch so flott...