Den ersten Anlauf habe ich genommen. Den ersten verzweifelten Versuch, meine Unbescholtenheit der letzten fünf Jahre zu belegen. Sehr weit bin ich allerdings nicht gekommen.
Auf dem Papier klingts einfach: Fingerabdrücke soll ich geben, diese amtlich beglaubigen lassen, an das UAE-Konsulat in Genf senden, wo die Zeichen meiner Hand legalisiert und anschliessend an mich retourniert werden. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass bei Angelegenheiten dieser Art Theorie und Praxis nicht selten weit auseinander klaffen. Also wende ich mich vorgängig, um Fehler zu vermeiden, an die emiratischen Behördenvertreter.
Die Telefonnummer ist schnell gefunden. Nach viermaligem Klingeln meldet sich eine weibliche Stimme: „Hotel Schweizerhof, Wächter, Guten Morgen“. (Ich nenne die Dame einfach mal Wächter, es ist dies, wie ihr euch denken könnt, nicht ihr richtiger Name).
Zugegeben, ich bin leicht verwirrt. Doch die Sache klärt sich schnell auf. Ich bin nicht beim Konsulat, sondern bei der UAE-Botschaft gelandet, die sich seit Kurzem in den Hallen des noblen Hotels eine Dépendance eingerichtet hat. Die publizierte Nummer gehört allerdings zur Hotel-Rezeption. Frau Wächter gibt mir eine Direktwahlnummer, allerdings geht dort niemand an den Apparat. Ist ja auch erst 0935h. Es folgen weitere Versuche im Zehnminutentakt. Beim vierten Anlauf klappts, die Frau parliert fliessend Deutsch und Arabisch und erklärt mir alsdann in der ersten der beiden Sprachen, dass das Amt leider nicht in der Lage sei, Beglaubigungen auszustellen. Ich möge mich doch an das Konsulat in Genf wenden.
Dort erhört man mich bereits beim zweiten Versuch. Nachdem ich mein Anliegen vorgebracht habe, werde ich weitergeleitet. Der Herr spricht Englisch, mit schwerem arabischem Akzent. Es kommen Heimwehgefühle auf. Sie werden noch stärker, als mir der Beamte mit monotoner Stimme das Prozedere herunterleiert und dabei betont, dass ich mich akkurat an die Vorgaben zu halten hätte.
Als nächstes wähle ich die Nummer der Stadtpolizei Winterthur und erkundige mich nach der Möglichkeit, Fingerabdrücke nehmen zu lassen. Ein Gefühl schwingt mit, als streckte ich den kleinen Zeh in den Sumpf urbaner Kleinkriminalität. Meinem Arbeitgeber pressierts mit dem Leumundszügnis, also presto, presto: Ich erhalte einen Termin am nächsten Morgen um 10 Uhr.
Dann rufe ich die Gemeindeverwaltung an. Schliesslich müssen meine Fingerprints amtlich beglaubigt werden. Doch dafür leitet mich die nette Dame am anderen Ende der Leitung sogleich an die Notariatsstelle weiter.
Eine neue Nummer, ein neuer Anruf. Eine Beglaubigung meiner Fingerabdrücke sei kein Problem, allerdings müsste ich dann die Abdrücke bei ihnen nehmen lassen. Das macht Sinn. Einen Termin bräuchte ich nicht. „Kommen Sie einfach vorbei“.
Ich mache mich gleich auf den Weg. Allerdings erst, nachdem ich bei der Polizei zurückgerufen und die Abmachung des folgenden Morgens annulliert habe.
Auf dem Notariat herrscht Unsicherheit. Solls nur der Daumen sein, die ganze Hand oder gar sämtliche zehn Finger? Ob ich ein Formular des Konsulats mitgebracht hätte oder ob ein weisses Blatt genügen würde. Woher soll ich denn das wissen? Ich rufe Tim an, der für selbiges Verfahren diesen Sommer extra nach Abu Dhabi geflogen ist. Sämtliche Finger wärens bei ihm gewesen, meint er, und die Handballen dazu...!
In der Folge dekoriere ich ein jungfräulich weisses Blatt mit schwarzer Tinte. Vom kleinen Finger bis zum Daumen, linke Hand, rechte Hand. Anschliessend wasche ich mir die Hände. Meine Finger sind noch feucht als mich der Beamte heisst, das Ganze aus Symmetriegründen zu wiederholen. Ich tue artig wie gebeten, anschliessend strecke ich meine Hände ein zweites Mal unter den Wasserstrahl.
Noch am gleichen Nachmittag verschwinden sämtliche Dokumente und Kopien in einem Couvert, das ich vor Einbruch der Dunkelheit in den Briefkasten werfe. Phuhh – geschafft. Denkste....
Drei Tage später liegen die Unterlagen wieder auf meinem Bürotisch. Unbearbeitet, versehen jedoch mit einer Anweisung des UAE-Konsulats, die Legalisierung bei der Staatskanzlei des Kantons Zürich durchzuführen. Ich muss den Brief mehrmals lesen, bis ich die Message verstehe. Alles ein bisschen verklausuliert, durchsetzt mit Begriffen, die mir fremd sind und die mich verwirren.
Ich habe bereits bei der Staatskanzlei nachgefragt. Sollte kein Problem sein. Doch sie beglaubigen lediglich Fingerabdrücke, die bei der Kantonspolizei gemacht worden sind...
Ich habe bereits bei der Staatskanzlei nachgefragt. Sollte kein Problem sein. Doch sie beglaubigen lediglich Fingerabdrücke, die bei der Kantonspolizei gemacht worden sind...
Es gibt kein Wenn und Aber. Zurück auf Feld 1 – so ein Ärger.
Jetzt gehts erst einmal in die Ferien...