Ein Blog-Leser, nennen wir ihn Ferdinand, will wissen, ob man noch alte Kollegen erkennt oder ob es schon Situationen gab, in denen einer oder eine erbost waren, weil ich nicht gegrüsst habe. Ausserdem fragt Ferdinand, ob es viele Frauen bei uns im Cockpit gebe.
Gleich vorweg: Grüssen tue ich immer. Aus Prinzip, aus Anstand und überhaupt. Allerdings bin ich mir nicht immer ganz sicher, wen ich vor mir habe. Ich staune zwar ob der vielen bekannten Gesichter, denen ich, auch nach fünf Jahren im Ausland, in diesen ersten Swiss-Tagen begegne: sei es in den Gängen des Schulhauses oder im Ops, unserer Einsatzzentrale am Flughafen. Doch die Visagen sind das eine – die Namen das andere. Manchmal mutet es geradezu peinlich an.
„Äh... du bisch doch dä....“
Dann stockts. Dabei wären Schweizer Namen wesentlich einfacher zu memorisieren als arabische, asiatische oder afrikanische. Weil vertrauter und meist auch kürzer. Manchmal rette ich mich mit raffinierter Ablenkungstechnik und einem kurzen Blick aufs Namenstäfelchen meines Gegenübers auf mirakulöse Art und Weise aus der Verlegenheit des Nichterinnerns. Selbstverständlich – und ich schreibe dies mit einer gewissen Erleichterung weil es mir ja nicht anders ergeht – haben sich eben diese alten Kollegen und Kolleginnen über die vergangenen fünf Sommer leicht gewandelt: mehr Gold auf und einige zusätzliche Kilo unter der Uniform.
Was mir bei den ersten Plauderstündchen im Ops ebenfalls aufgefallen ist, sind die vielen nordischen Dialekte. Es deutschelt sehr im Hause Swiss. In all meinen bisherigen Kabinenbesatzungen fanden sich mindestens zwei Deutsche. Die gabs vor fünf Jahren in dieser Menge nicht. Und nicht nur in der Kabine, sondern auch im Cockpit halten unsere nördlichen Nachbarn vermehrt Einzug. Im Management sind die Deutschen ja spätestens seit Christoph Franz prominent – und äusserst erfolgreich – vertreten.
Wie übrigens auch die Frauen im Cockpit. Es gibt sie bei uns in beinahe allen Altersstufen und Funktionen – bis hin zur Langstreckenkapitänin. Und sie stellen ihre „Frau“ bestens. Viele vereinbaren ihren Traumberuf mit dem Wunsch nach einer Familie. Wer nach Schwangerschaft und Mutterschaftsurlaub an den Sidestick zurückkehrt, braucht ein Lizenz-Renewal. Meine Rückschulung habe ich zusammen mit einer Copilotin absolviert. Aus dem Freistaat Bayern notabene...