Nach Bombay in der Vorwoche folgt erneut ein Bombay-Flug. Eigentlich soll ich ja Mumbai schreiben, doch ich verfange mich immer wieder in der alten Namensgebung. Ausser bei den Passagieransagen, wo ich auf politische Korrektheit achte.
Die Inder machens einem diesbezüglich auch nicht einfach. Im Bestreben, sich von den einstigen Kolonialherren zu distanzieren, änderten sie vor 20 Jahren die Städtenamen: machten aus Cochin ein Kochi, verwandelten Trivandrum ins zungenbrecherische Thiruvananthapuram (nicht nur Vulkane tragen unaussprechliche Namen) und tauften Bangalore in Bengaluru um.
Heute soll ich also wieder nach Indien, Mumbai eben, düsen. Doch mir ist an diesem Morgen nicht so recht nach Fliegen zumute. In der Nacht bin ich schweissgebadet erwacht. Mit einem seltsamen Druck im Magen.
Es muss wohl an den Erdnüssen von gestern Abend liegen. Diese salzig fettigen Dinger, die ich mir haufenweise in den Mund geschoben und mit Pinot Grigio runtergespült habe. In einem Lokal in Bülach, verstohlen beobachtet von meiner Frau. Sie liess mich jedoch gewähren, war anderweitig beschäftigt. Ich hatte einfach Hunger, und konnte diesen Nüssen nicht widerstehen. Bald einmal war die Schale leer. Abgesehen von einigen Fettspritzern und etwas Salzkruste.
Jetzt verfluche ich mich. Es ist kurz vor Sieben. Auch nach der Dusche geht es nicht wesentlich besser. Ob ich mich krank melden soll? Ich fahre nun einmal nicht ins Büro, in die Praxis oder in die Werkstatt, wo ich bei anhaltender Übelkeit oder dem ersten Brechreiz rechtsumkehrt machen kann. Ich soll mich in ein Cockpit setzen, im Sessel festzurren und mindestens sieben Stunden mein Pilotenhandwerk verrichten. Ab ins Land der fettreichen und scharf gewürzten, von mir so heiss geliebten, Currysaucen.
Ungeachtet dieser Zweifel streife ich die Uniform über und mache mich auf den Weg. Auf den Morgenkaffee verzichte ich, ebenso auf sämtliche, während des Fluges, angebotenen Speisen. Heisser, stark gesüsster Tee und Cola halten mich einigermassen bei Laune. Der Copi messert und gabelt sich in der Zwischenzeit genüsslich durch einen Dreigänger. Ich mag es ihm gönnen. Schliesslich hat er sich nicht an den Erdnüssen vergriffen. Ich werde wohl in nächster Zeit ebenfalls die Finger davon lassen.
wäre ich schon Arzt würde ich dir ein "Antibiotics that cills every diarrhoea" verschreiben. So geschehen bei meinem Götti als er in Ghana die Finger nicht von Salat lassen konnte. Noch etwas törrichter als Erdnüsse, aber in der Schweiz ahnt man ja eigentlich auch nichts böses. Aber eben, auch hier waschen nicht alle die Hände... Die besten Erdnüsse gibts übrigens in Japan, überaus hyghienisch im Wiederverschliessbaren Plastikbeutel. Dezent gesalzen, überhaupt nicht fettig und fein geröstet! Gleich im Supermarkt neben dem Sushiegge Lohnt sich die mal auszuprobieren!
ReplyDeleteBleibt zu hoffen, dass die Inder auch um Zubereitung von Schonkost wissen, nicht dass du dich mit scharfen Currysaucen auskurieren musst.
Gruess und gueti Besserig,
Severin
Hallo Severin: Danke für dein Mitgefühl. Ich denke nicht, dass die Nüsse verdorben waren. Es war lediglich das Fett - und natürlich die Menge, die ich verschlungen habe...
ReplyDeleteÄhnlich ist es mir vor vielen Jahren in HongKong ergangen. Nach dem Verzehr einer Peking Ente. Auch da habe ich mindestens einmal zu viel zugelangt. Und entsprechend am folgenden Tag gebüsst...
Gruss
Heisser Tipp: Fencheltee - tönt schlimmer als er schmeckt und hilft tatsächlich!
ReplyDeleteTWR Mädel
Hallo TWR Mädel, Tee habe ich tassenweise getrunken, in der Mehrzahl allerdings schwarzen. Immer mit viel Zucker. Hat letztlich auch geholfen, mit Fencheltee wärs vielleicht schneller gegangen.
ReplyDeleteFroh war ich übrigens auch, dass uns die TWR Boys in Mumbai nicht, wie letzte Woche, ins Holding verbannten. Flugs gings in den Anflug. Da siehst du einmal mehr, wie wertvoll und schmerzlindernd effiziente ATC sein kann...
Gruss
Man bedenke, neben der amüsant zu lesenden Story, was wohl deine Passagiere denken müssen:
ReplyDelete- Was? Der fliegt obwohl er sich nicht gesund fühlt?
Und was machst du wenn dein Copi mit den genau gleichen Beschwerden den Flug antritt und hofft, dass sein Captain (Du!) sicher fit ist?
Sorry, aber dieses Mal und unter diesen Gesichtspunkten ein schlechter Blog. Eventuell sogar wieder zu entfernen...
AB-Driver
@AB-Driver: Ich kann deinen Einwand gut nachvollziehen. Sicherheit ist das höchste Gut in der Fliegerei. Und es wäre absolut unverantwortlich und unprofessionell, diese - die Sicherheit - zu gefährden.
ReplyDeleteWenn ich an besagtem Tag nun mit einem mulmigen Gefühl im Magen zum Flug eingecheckt habe, war ich deswegen nicht gleich krank. Es war auch nicht so, dass ich mich "nicht gesund" fühlte. Jeder kennt seinen Körper und weiss gewisse Signale zu deuten. Insbesondere dann, wenn man sich einen Reim darauf machen kann (Erdnüsse).
Auch ist es in einem solchen Fall nicht so, dass ich meinen angeschlagenen Magen vor dem Copi verheimliche. Im Gegenteil, ich erwähne dies gleich bei der Begrüssung. Gleiches geschieht übrigens auch, wenn ich beispielsweise vor einem Flug einmal schlecht geschlafen oder Rückenschmerzen habe. Ich kann natürlich nur für mich reden, behaupte jedoch, dass jeder verantwortungsbewusste Pilot seinen Dienst nur dann antritt, wenn er sich "fit to fly" fühlt. Dies schliesst kleine Unpässlichkeiten nicht zwingend aus. Die Beurteilung bleibt letztlich individuell.
Gruss