Da sitze ich nun also in meinem Hotelzimmer, im Herzen des riesigen Campus der UBC. Nach rund 65 Stunden in Vancouver finde ich mich allmählich zurecht; auf dem Gelände der Universität wie auch in der Stadt selber. Mein erster Eindruck? Es mag unglaublich klingen, doch ich werde einfach das Bild von diesen sockenlosen Kanadiern und –innen nicht los. Ihr müsst euch das einmal vorstellen: Die Maximaltemperaturen betragen 4 Grad, die Menschen sind eingepackt in dicke Jacken und Wollmützen, doch immer wieder begegne ich „Crazy Canucks“, die ihre blutten Füsse in Mokassins, Sneakers oder dünne Halbschuhe stecken. Bei der Studentenschaft kann ich dies ja noch verstehen. Ihr Hauptinteresse muss wohl dem Inhalt ihrer Rucksäcke gelten. Alles andere dürfte in diesen Tagen unwichtig sein. Die Vorlesungen sind zu Ende, ab Mittwoch laufen die Semesterprüfungen. Da werden entsprechende Prioritäten gesetzt und es reicht wohl nicht jeden Morgen für den Griff in die Sockenschublade.
Doch auch in der Stadt trotzen die Kanadier der frostigen Kälte. Es ist Dezember und während in der Schweiz das Gartenmobiliar in Kellern lagert oder in schützende Blachen gewickelt ist, schlürfen diese unerschrockenen Nordamerikaner ihr (immerhin) Heissgetränk im Freien. An kleinen lauschigen Gartentischen vor Starbucksfilialen und anderen Cafés. Ohne Heizstrahler notabene. Nicht etwa, wie man vermuten könnte, handelt es sich ausschliesslich um vertriebene RaucherInnen. Heute beispielsweise beobachtete ich zwei Frauen mit einem wehrlosen, im Buggy festgezurrten Kleinkind. Während die beiden Damen eifrig diskutierten und ihr Mundwerk warm hielten, wurden Nase und Ohren des Mädchens rot und röter. Ein Fall beinahe schon für den Tier- äh Kinderschutz.
A propos Kinder: Auch die eigene Tochter sehe ich ab und zu. Wenn sie denn nicht gerade vorgibt, zu lernen oder zu waschen. Wir treffen uns zum Kaffee, zum Essen oder zwischendurch begleitet sie mich ein Stück weit auf meinen Erkundungstrips durch die Stadt. Das gestrige NHL-Spiel zwischen den (Vancouver) Canucks und den (Calgary) Flames war beinahe schon Pflicht! Wir sassen mit 100 Dollar-Tickets in der obersten Reihe und durften uns dafür jederzeit zu spontanem Jubel erheben, ohne irgendwelche Hinterleute zu stören. Und als nach dem fünften Tor der Lokalmatadoren gar die Welle durch die Rogers Arena brandete, erwies sich die Vogelperspektive definitiv als Vorteil, und wir genossen das Spektakel, als sässen wir nicht in der letzten, sondern in der ersten Reihe.
Meine Nächte sind kurz und entsprechen nicht dem Rhythmus der Studenten. Während diese des Nachts in Büchern und Ordnern blättern, hüpfe ich zeitig in die Federn. Und erwache dann, wenn sich viele auf dem Campus erst zur Ruhe legen: zwischen 0330 und 6 Uhr, lange bevor die Sonne aufgeht. Noch hat sich mein Körper nicht vollständig an die lokale Zeitzone gewöhnt.
Zum Glück gibts Bücher, Laptops und Filme.
...nein, kalte Füsse mag ich nicht.
ReplyDeleteBald gibt's Frühstück Dide, kopfhoch!
1x zu Fuss um den Stanley Park - bietet immer wieder reizvolle Ausblicke und gibt garantiert warme Füsse...
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